Nichts als rappen wollte Azet. Er hat es geschafft. Nachdem der in Dresden als Kriegsflüchtling aufgewachsene Granit seine ersten Lebensjahre mit wenig finanziellen Mitteln verbringen musste, ist das fast ein Wunder. Sein Vater querschnittsgelähmt, seine Mutter alleinerziehend, von unten nach oben – ein klassisches Hip-Hop-Märchen also? Vielleicht. Doch der Weg dahin war steinig. Immer wieder zog das kriminelle Leben Azet in seinen Bann, immer wieder landete er deshalb im Gefängnis. Auch als seine Jugendfreunde mit der gemeinsam gegründeten KMN Gang für das gesamte Land überraschend zum neuen Powerhouse der deutschen Hip-Hop-Szene avancierten, saß Azet gerade hinter Gittern. Doch dann: Bereits drei Monate nach seiner Entlassung erschien 2016 mit „Fast Life“ sein erstes Album – und seitdem spielt die Musik auch wirklich die wichtigste Rolle in Azets Leben. Ob nun auf „Super Plus“ (2019) zusammen mit KMN-Kollege Zuna, ob auf „Fast Life 2“ (2020) mit seinem jüngeren Bruder Albi oder auf seinem Soloalbum „Neue Welt“ (2021) – mit einer Mischung aus Aggression und Feinfühligkeit geht Azet die großen Themen seiner zwei Leben an. Auf jenen Songs, die seinem alten Leben gewidmet sind, redet er über Gewalt, illegale Geschäfte und Drogen. Jene, die aus der Gegenwart erzählen, enthalten hingegen Geschichten von einem traumhaft rasanten Aufstieg in eine Welt der schnellen Autos, der Designerklamotten und der Geldscheinbündel. Hoffentlich ist dieses Märchen noch lange nicht auserzählt.